Berlin, 30. März 2020 – Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. (DPG) hat auf ihrer Internetseite umfangreiche aktuelle Informationen für Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen in der Coronakrise veröffentlicht. Schlagartig hat die Pandemie mit Kontaktverboten, Ausgangsbeschränkungen und limitierten Praxis- und Klinikterminen die Situation von Parkinson-Patienten verändert. Ausgerechnet Bewegungstraining, soziale Kontakte oder Therapiekontrollen beim Arzt sind integrale Bestandteile der Behandlung. Außerdem hat die DPG eine Blitzumfrage unter 20 Parkinson-Zentren durchgeführt. Das Ergebnis: Die Versorgungssituation ist wie überall zwar eingeschränkt, aber „akute Probleme werden zuverlässig versorgt“, so Professor Günter Höglinger, Erster Vorsitzender der medizinischen Fachgesellschaft. Dabei hat sich ein Trend herausgestellt: Die Coronakrise beschleunigt auch in Parkinson-Einrichtungen massiv die Einführung von Telefon- und Videosprechstunden.
Terminhinweis: Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag, der das öffentliche Bewusstsein für die Parkinson-Erkrankung und die Bedürfnisse der bis zu 400.000 Parkinson-Patienten in Deutschland schärfen soll.
„Die medizinische Versorgung von Parkinson-Patienten ist auch in der Coronakrise grundsätzlich gesichert, aber natürlich mit Einschränkungen wie derzeit in allen medizinischen Einrichtungen“, fasst Professor Höglinger die Situation an den Parkinson-Zentren zusammen. Die DPG-Umfrage unter Kliniken und Spezialambulanzen habe gezeigt, dass sich alle auf die außergewöhnlichen Umstände eingerichtet haben. „Zwar muss der Patientenverkehr in den Krankenhäusern aus Gründen des Infektionsschutzes weitgehend reduziert werden, doch alle akuten Problemfälle werden zuverlässig versorgt. Weiterhin werden neue Versorgungsangebote wie Telefonsprechstunden und telemedizinische Sprechstunden eingerichtet – wie auch an meiner Klinik“, so Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik an der Medizinischen Hochschule Hannover. Als Akutfälle gelten etwa begleitende Infekte, akinetische Krisen, Psychosen, notwendige Einstellungen von Medikamentenpumpen oder „Hirnschrittmacher“ bei Patienten mit Tiefer Hirnstimulation.
Zahlreiche Telefon- und Videosprechstunden eingerichtet
„Wir haben aus Gründen des Infektionsschutzes alle stationären Fälle, bei denen es möglich war, entlassen und haben unsere Sprechstunde in der Klinik beendet“, erzählt zum Beispiel Professorin Claudia Trenkwalder aus Kassel. „Dafür haben wir eine neue Videosprechstunde eingerichtet.“ „Patienten sollten jetzt unbedingt nach Telefon- oder Videosprechstunden fragen, wenn sie keinen Präsenztermin erhalten“, rät Professor Alexander Storch von der neurologischen Universitätsklinik in Rostock. Die Parkinsonklinik Beelitz leistet kollegiale Hilfe und bietet Praxen mit Parkinson-Patienten neurologische Unterstützung per Video an, berichtet Professor Georg Ebersbach.
Sind Parkinson-Patienten gefährdeter als andere?
Die Experten gehen davon aus, dass Parkinson-Patienten wegen ihrer Erkrankung kein erhöhtes Infektionsrisiko haben. „Wenn aber weitere altersbedingte Begleiterkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Lungenkrankheiten bestehen, kann es bei Parkinson-Patienten mit einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus zu Komplikationen kommen“, erklärt Höglinger. Deshalb habe der Infektionsschutz eine sehr hohe Priorität. Die bekannten Regeln sollten in jedem Fall ernst genommen werden. „Die geringen SARS-CoV-2-Infektionsraten z.B. in Japan zeigen eindrucksvoll, dass die von unserer Bundesregierung empfohlenen Maßnahmen wie räumliche Distanz und Hygiene im Alltag sehr wirkungsvoll die Ausbreitung des Virus unterbinden können“, so Höglinger.
Die DPG rät außerdem älteren Parkinson-Patienten zu einer Influenza- und Pneumokokken-Impfung, um eine Doppelinfektion zu vermeiden.
Patientenratgeber veröffentlicht
Die vielen Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen stehen jetzt vor zahlreichen Herausforderungen und Fragen, die von der DPG mit einem Patientenratgeber beantwortet werden.
1. Werden weiterhin Begutachtungen zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit durch den MDS/MDK erfolgen?
MDS und MDK haben in einer Pressemitteilung mitgeteilt, dass zum Schutz der pflegebe-dürftigen und vorerkrankten Menschen ab sofort (18.3.2020) keine persönlichen Begut-achtungn in Pfegeheimen und in eigener Häuslichkeit zur Feststellung der Pflegebedürf-tigkeit erfolgen. Stattdessen werden die Medizinischen Dienste die Einstufung in Pflege-grade auf Basis der bereits vorliegenden Informationen und eines ergänzenden Telefonats mit den Pflegebedürftigen bzw. ihren Bezugspersonen vornehmen.
Auch der medizinische Dienst der PKV MEDICPROOF verzichtet bei der Begutachtung von Antragstellern/innen ab sofort auf jegliche Inaugenscheinnahme vor Ort. Anträge auf Pflegeleistungen und z.B. auch Höherstufungsanträge im stationären Bereich werden na-türlich trotzdem weiter bearbeitet. Um zu validen Einstufungen zu kommen, werden die Einrichtungen möglicherweise etwas häufiger als bisher um Informationen aus den Pfle-gedokumentationen gebeten. Es wird digital begutachtet, d.h. auf Basis von Unterlagen sowie ggf. zusätzlichen Telefonaten.
2.) Ich muss meine geplanten Veranstaltungen absagen. Wie gehe ich mit den anfallenden Stornierungskosten um?
Bitte klären Sie zunächst, welche Stornierungskosten konkret anfallen werden. Im Falle, dass der Anbieter des Veranstaltungsortes den gebuchten Termin absagt, fallen z. B. keine Stornierungsgebühren an. Anschließend wenden Sie sich schnellstmöglich an Ihren Geld geber bzw. Förderer und erfragen dort, wie mit den anfallenden Stornokosten verfahren werden kann. Auch im Falle, dass sich der Anteil der einzubringenden Eigenmittel auf grund des Wegfalls von Teilnehmergebühren o.ä. reduziert, sollte mit dem Geldgeber Rücksprache gehalten werden.
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3.) Welche Hilfsmittel helfen mir mich zu schützen?
Das Gerät ermöglicht eine Bereitstellung der Medikamente mit der geringsten Anzahl an notwendigen Kontakten. Damit lässt sich die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus um ein Erhebliches reduzieren. Eine ambulant betreute Person empfängt pro Woche - nur wegen der Medikamentengabe - durchschnittlich etwa 14-mal eine mobile Krankenschwester / Pfleger. Die gleiche Person mit dem Tablettenspender könnte diese Kontaktanzahl auf 1-2 Besuche pro Woche verringern.
Fachärzte-Team der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel steht Patienten am Bildschirm zur Verfügung
Osnabrück, 03. April 2020 Eine bundesweite Videosprechsunde für Parkinsonpatienten bieten die Fachärzte der Paracelsus-Elena-Klinik an, um so ihren Patienten auch in Zeiten der Corona-Pandemie zur Verfügung zu stehen. Nach Überweisung des zuständigen Neurologen können Patienten einen Termin in der virtuellen Sprechstunde wahrnehmen – videounterstützt und per Handy oder Computer nutzbar.
Seit die Paracelsus-Elena-Klinik als Deutschlands renommierteste Fachklinik für die Behandlung von Parkinson-Patienten ihren stationären Klinikbetrieb Mitte März eingestellt hat, haben Parkinson-Patienten derzeit keine Möglichkeit, eine stationäre Parkinsonbehandlung zu erhalten. Fundamental bei der Behandlung von Parkinson-Patienten ist eine engmaschige Kontrolle, eine sehr gute medikamentöse Einstellung und eine Anpassung des Lebensstils, um Symptome wie Steifigkeit, Zittern oder Gangprobleme zu lindern. “Mit dem Angebot einer Videosprechstunde möchten wir betroffenen Patienten die Möglichkeit geben, auch in der häuslichen Isolation oder gar Quarantäne eine fachärztliche Beratung und Begleitung zu erhalten“, erklärt Prof. Dr. Claudia Trenkwalder die digitale Sprechstunde.
Nur der behandelnde Neurologe am Heimatort kann den Patienten für diese virtuelle Sprechstunde mittels Kamera und Mikrofon anmelden. Der Überweisungsschein kann per Fax unter der Nummer 0561-6009-126 an die Klinik geschickt werden. Nach der Terminvereinbarung bekommen Patienten einen Zugangslink per SMS oder Email geschickt. Die Sprechstunden werden abgehalten von Chefärztin Prof. Dr. Claudia Trenkwalder und den beiden Oberärztinnen Prof. Dr. Brit Mollenhauer und Priv.-Doz. Dr. Friederike Sixel-Döring.
Die renommierte Chefärztin der neurologischen Fachklinik Prof. Trenkwalder hatte vorausschauend zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 reagiert und bereits Anfang März einen totalen Besucherstopp für die Kasseler Fachklinik verhängt. Mit Definition der WHO als Pandemie entschloss sich die Klinikleitung der Paracelsus-Elena-Klinik, konsequent zu handeln und stellte in Absprache mit den Behörden den stationären Betrieb der Klinik komplett ein. Dies bedeutete die schrittweise Entlassung der Parkinson-Patienten aus der Klinik in die häusliche Umgebung. „Unsere neurologischen Patienten gehören zur Hochrisikogruppe. Vielfach handelte es sich aufgrund von Begleiterkrankungen um multimorbide Patienten, die elektiv aus der gesamten Bundesrepublik aufgenommen werden. Unter den jetzigen Bedingungen sind diese Patienten am sichersten in den eigenen vier Wänden aufgehoben“, so Trenkwalder.
Um die eigentlich geplante stationäre Behandlung dieser Patienten, aber auch aller Patienten, die derzeit Bedarf an einer fachärztlichen Sprechstunde der Klinik haben, gut begleiten zu können, wurde diese digitale Infrastruktur sehr zeitnah nach Ende des stationären Klinikbetriebes aufgesetzt. „Paracelsus will künftig eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung der Medizin spielen. Wir haben Experten an Bord, die eine solche technische Infrastruktur relativ zügig aufbauen konnten, dafür bin ich sehr dankbar“, lobt Klinikmanager Arno Kühnel die schnelle Umsetzung des Projektes.
„Der Bedarf an Beratung und Begleitung ist groß. Wir möchten auch in Zeiten von Corona an der Seite unserer Patienten sein. In diesem Fall ist die digitale Lösung die beste“, bewertet Prof. Trenkwalder den Projektstart positiv. Die Paracelsus-Elena-Klinik ist die erste Klinik des Paracelsus-Konzerns, die mit der Videosprechstunde online geht. Weitere werden folgen.
Auf der Seite https://corona.share-to-care.de haben Sie ebenfalls die Möglichkeit sich verschiedene Videos anzuschauen.
Die dortigen Videoclips informieren über verschiedene Themen wie das Virus, medizinische Notfälle, aber auch soziale Aspekte und Ängste. Sie beantworten Fragen wie zum Beispiel „Wann muss getestet werden?“, „Bin ich nach einer Infektion immun?“ und „Soll ich bei Verdacht zum Hausarzt gehen?“. Zusätzlich zu den Videoclips finden sich in schriftlicher Form Informationen etwa zum Verhalten, zu den häufigsten Symptomen und zu weiterführenden Links.
So bietet die Seite verlässliche Informationen und Orientierung im Umgang mit Covid-19.
Parkinson Patienten sind im hohen Maße auf eine regelmäßige Versorgung mit Medikamenten angewiesen. Dies erleben Sie jeden Tag aufs Neue, sollten Sie einmal aus persönlichen Gründen oder durch besondere Umstände an der rechtzeitigen Einnahme Ihrer Medikamente gehindert worden sein. Die aktuelle Diskussion um mögliche Lieferengpässe beunruhigt daher viele Parkinson-Patienten. Je nachdem welches Medikament betroffen ist, kann dies zu gravierenden Auswirkungen bei ihre Erkrankung führen.
Um Sie rechtzeitig und umfassend auf mögliche Lieferengpässe hinzuweisen, stellen wir Ihnen diesen Link zur Verfügung. Diese Liste und die dort hinterlegten Informationen sollen mit dazu beitragen, dass Sie sich möglicherweise rechtzeitig auf die jeweilige Situation einstellen können oder aber in Absprache mit Ihrem Arzt eine medikamentöse Umstellung vornehmen.